Mandolinen-Club Oelsberg
Intermezzo 2022
Die Welt der Mandoline lebte in Oelsberg an diesem Abend in der Musik auf und die Kultur im Blauen Ländchen mit ihr. Viele Musikfreundinnen und -freunde des Mandolinen-Clubs Oelsberg waren von nah und fern aus dem Rhein-Lahn-Kreis in das Dorfgemeinschaftshaus von Oelsberg gekommen, um das Spiel des Orchesters anzuhören. Es war ihnen als „Kleine Oelsberger Musiknacht“ unter der musikalischen Gesamtleitung von Markus Vogt angekündigt worden. Geboten wurde ihnen dann Buntes, Gefühlvolles, Bewegendes und Nachdenkliches.
Als „Intermezzo 2022“ hatte der Club das Konzert in seinem Programm überschrieben. Doch es war mehr als ein Zwischenspiel, viel mehr, kein Lückenfüller, sondern eine Musik, die Glücksgefühle und den Wunsch des Verweilens im Augenblick auslösen konnte. „Wir wollen bei Ihnen, liebes Publikum, Emotionen und Leidenschaft wecken und mit der Musik Gefühle und Stimmungen zu Ihnen tragen“, so war es von Ulrike Pflug, der Moderatorin, zu hören.
Das Programm war zweigeteilt. Den ersten Teil gestaltete ein kleines Ensemble, bestehend aus Markus Vogt, Karsten Pflug und Thomas Vogt in kammermusikalischer Form mit Werken aus den letzten Jahrzehnten und unterschiedlichen Instrumenten wie Mandoline, Mandola, Gitarre, Cello und Klavier. Im zweiten Teil nach der Pause waren alle Orchestermitglieder gemeinsam zu hören.
Eine Melodie (Feather Theme) aus dem US-amerikanischen Filmklassiker Forrest Gump aus dem Jahre 1994 leitete das Konzert ein: eine wunderschöne musikalische Weise. Es schien, als ströme ein warmer, ruhiger Wind durch den Saal, als trage er eine feine ausgefallen Vogelfeder – siehe Thema - durch den Saal. Die Gäste waren schon von dieser Einleitung entzückt. Doch dabei blieb es nicht. Großen Zuspruch erhielten auch die übrigen Stücke wie „Imagine“ John Lennon (1971). Er besingt in diesem Song eine ideale Welt in Frieden und Menschlichkeit ohne Hunger und Machtspiele. So wurde dieser musikalische Appell zur Hymne der Friedensbewegung. Auch ein schmachtendes Liebeslied folgte mit „You are the Reasons“mit viieel Gefühl, was melodisch und rhythmisch instrumental umgesetzt wurde. Ebenso „Bright Eyes“ von Art Garfunkel und schließlich Rod Stewards „Sailing“ (1975)
Im zweiten Teil nach der Pause stand dann das gesamte Orchester auf der Bühne und leitete seinen Auftritt mit „Intermezzo Sinfonico“ aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni ein, eine wunderbare Komposition, welche die Fantasie beflügeln, Empfindungen auslösen und den Eindruck erwecken kann, „als würden idyllische sizilianische Landschaften aus der Oper in sanften Herbstfarben musikalisch ausgemalt“. So eine Zuhörerin, die die Oper wohl schon gehört oder gesehen hatte. Darin geht es um eine tragische Dreiecksbeziehung, in der ein eifersüchtiger Ehemann den Liebhaber seiner Frau ersticht. Na ja! Das Schönste an dieser Oper mag dieses Intermezzo sein. Interpretation? Vollendet gedeutet und dargeboten. Zu Recht erhielt das Ensemble dafür starken Beifall, und für die darauf folgende Habanera aus der Oper Carmen von Georges Bizet (1875) sogar Bravorufe. Karl Schaub, seit 1973 und bis zu seinem Tode Leiter des Orchesters, der an der Übertragung für die instrumentalen Belange des Orchesters zu Lebzeiten noch gesorgt hatte, wurde dazu anerkennend gewürdigt. Er mag sich gefreut haben, falls die hellen Klänge zu ihm hinaufgedrungen sind. Noch etliche Stücke hielten die Aufmerksamkeit der Gäste gefangen:„Whiskey in the Jar“, dem Folksong der Dubliners aus den Sechziger Jahren, die auch die Mandoline als Instrument einsetzten - beispielsweise. Dann der Pilgerchor aus der Oper Tannhäuser von Richard Wagner, der Walzer „Wiener Blut“ von Johann Strauss und zum Schluss der „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“. Alles gefiel dem sensibel auf die unterschiedlichen Stimmungen reagierenden, aufmerksamen und aufnahmebereiten Publikum sehr. Es mochte sein Orchester nicht entlassen, so schien es, denn es erklatschte mehrere Zugaben, bis zum endgültigen Finale ein Stück aus der Zeit der frühen Jungendbewegung nach dem 1. Weltkrieg ertönte, nämlich „Nehmt Abschied Brüder ungewiss...“ (Auld Lang Syne ). Es beendete diesen sehr geglückter Abend eines Dirigenten in Hochform, mit sehr engagierten Musikern und Musikerinnen und auch Helfern und Helferinnen im Hintergrund.
Karl-Heinz Wolter